![]() Text & Fotos: Enrico Stirl | ![]() |
Was
tut man als Deutscher nicht alles, um Griechenland zu retten?! Der
FDP-Politiker Chatzimarkakis (dem vor nicht allzu langer Zeit der
Doktortitel wegen Plagiatsvorwürfen wieder entzogen wurde) hatte da
so eine Granaten-Idee: „Eine Art staatliche Prämie, die
Deutsche kurzfristig dazu bewegt zum Beispiel nach Griechenland zu
fahren, könnte der Anfang eines europäischen Konjunkturprogramms
sein."


Super,
da machen wir doch gleich mit! Gesagt – getan. Also ging es im Juli
2012 für eine Woche nach Griechenland. Genauer gesagt nach Kreta.
Kreta ist die größte der griechischen Inseln und hat 600.000
Einwohner.
Wir
müssen um 3:00 Uhr früh aufstehen, denn bereits um 05:30 Uhr hebt
die Boeing 737-800 der airberlin vom Dresdner Flughafen ab. Ansage
der Flugbegleiterin: „Wir begrüßen Sie herzlich hier an Bord
unseres airberlin-Fluges von Dresden nach ... (ca. 5 Sekunden Pause)
... Heraklion!“ Puh, nochmal Glück gehabt, dass der Dame (und
vor allem dem Piloten) doch noch rechtzeitig eingefallen ist, wo es
eigentlich hingeht. :-)


Der
Flug selbst war unspektakulär, sehr ruhig und mit 2:45 Stunden auch
nicht sonderlich lang. Heraklion ist die Hauptstadt der Insel und
schon auf dem Flughafen lässt sich erkennen, dass hier definitiv
kein Mangel an Touristen herrscht. Wir finden nach kurzer Suche auch
den Bus, der uns zum Hotel bringen soll. Der Fahrer schien offenbar
einen Bonus zu bekommen, wenn er möglichst viele Verkehrsregeln
missachtet und fuhr auch entsprechend.


Dennoch
haben wir unbeschadet den Ort Chersonissos (im Bild links) erreicht,
wo sich unser Hotel Royal
Belvedere (Pfeil im Bild unten links)
befindet. Das Hotel besteht aus zwei Hauptgebäuden
sowie mehreren kleineren Gebäuden. Die Anlage ist recht weitläufig
und erstreckt sich terrassenartig bis kurz vor das Mittelmeer.
Mehrere Pools verschiedener Größe und Form verteilen sich auf dem
Gelände. Zimmer, Bad und Sauberkeit sind in Ordnung. Was es zu
kritisieren gibt, sind die sehr harten Matratzen. Vermutlich hatte
man irgendwo günstige Restposten vom Fakir Deluxe Ressort aus Delhi
erworben. Wir haben All-inclusive und das ist auch gut so. Zu den
Hauptmahlzeiten gibt es ein sehr umfangreiches und
abwechslungsreiches Buffet. Und auch zwischendurch die
verschiedensten Getränke, Eis, Toast, Pizza, Popcorn, Kuchen...


Das
Hotel ist gut ausgelastet, ein paar Deutsche und Holländer, die
obligatorischen tätowierten – zunächst blassen und dann
krebsroten – Engländer und Unmengen von Russen/Ukrainern. Die nach
wie vor das Klischee mit dem Hang zum Kitsch haarscharf am guten
Geschmack vorbei bedienen.
Mehrere
Pelzgeschäfte auf Kreta sind von Außen gleich komplett russisch
beschriftet. Aber auch sonst sieht man oft den Hinweis „Мы
говорим по-русски" (Wir
sprechen Russisch).


Die
Temperaturen liegen tagsüber die ganze Woche jenseits der 30°C.
Keine einzige Wolke ist am Himmel zu sehen. Und das Wasser im
Mittelmeer hat Badewannentemperatur. Gleich am ersten Nachmittag sind
die Kinder vier Stunden nonstop im Wasser ohne zu frieren. Und so
bleibt es auch für den Rest der Woche. Baden, futtern, baden,
futtern, baden, futtern.
Und
zwischendurch ein Ausflug mit einem Glass Bottom Boot. Bunte Fische
und Korallen sind hier natürlich Fehlanzeige, aber dafür gab es
ordentlichen Wellengang und dass Boot legte eine Geschwindigkeit hin,
die man ihm gar nicht zugetraut hatte. Verschiedene Buchten zum baden
und die Orte Milatou (unten links) und Sissi (unten rechts) werden
angesteuert.




Und
ehe man es sich versieht, ist der Urlaub auch schon rum. Der Bus
zurück zum Flughafen soll um 18:35 kommen. Wir können unsere Koffer
ab 12:00 Uhr in einem separaten Gepäckraum abgeben und den ganzen
Tag noch nutzen – zum baden und futtern. Wir erhalten nachmittags
kostenlos nochmal für 30 Minuten ein Zimmer zum duschen und
umziehen.


Und
der Bus hatte dann auch nur 15 Minuten Verspätung. Das eigentliche
Chaos begann am Flughafen Heraklion. Von den Check-in-Schaltern
standen die Menschenschlangen bis zu den Eingangstüren des
Abflugterminals. Nach entsprechend langer Wartezeit waren wir endlich
dran. Nach Erhalt unserer Bordkarten mussten wir allerdings unsere
Koffer wieder mitnehmen und selbst zum Röntgen bringen. Wo das ist?
Irgendwo da hinter den anderen Menschenschlangen. Also auf die Suche
gehen, an der falschen Schlange anstellen, fragen, weiter suchen,
richtigen Schalter finden (ein winziges Schild im A3-Format an der
Decke mit der Aufschrift „X-Ray Scan“ hatte ich erst nach
mehreren Versuchen entdeckt). Wieder anstellen, warten, Koffer
abgeben. Dann weiter zum Security-Bereich. Wieder anstellen, warten,
halb ausziehen, wieder anziehen – geschafft! Der Wartesaal im
Security-Bereich ist gnadenlos überfüllt. Laut Bordkarten geht
unser Flug nach DRS am Gate 1. Durch den Lärm im Wartesaal klang
blechern eine Durchsage auf Englisch mit schwerem griechischem
Akzent, die verkündete, dass das Boarding für den Flug nach München
am Gate 1 beginnt. Hä? Ich denke wir fliegen am Gate 1 nach
Dresden?! Ein Blick auf die Monitore verriet, dass der Flug nach
München nicht am Gate 1 sondern Gate 2 stattfand. Letztlich haben
wir es dann bis ins Flugzeug geschafft (wieder eine Boeing 737-800)
und um 21:15 Uhr Ortszeit heben wir ab und sind kurz nach 23:00 Uhr
wieder in Dresden.
Fazit:
Wenn die Griechen ihr Land so verwalten, wie den Flughafen Heraklion,
dann wundert mich gar nichts mehr. ;-)
Ach
ja, wo bekomme ich jetzt eigentlich die Formulare für die Prämie
her, Herr Chatzimarkakis?

