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Text & Fotos: Enrico Stirl


    
Mal wieder ein Flug mit flyFTI, diesmal von Leipzig. Ausgangspunkt war die Touristenhochburg Hurghada und dort das Hotel Beirut. Anders als der Name vermuten lässt, traf man dort nicht auf unzählige Libanesen sondern auf jede Menge neureicher Russen. Unschwer zu erkennen an ihrer Sprache und den „dezent“ geschminkten Frauen. Der Vorteil einer Ägyptenreise im Dezember sind die mit reichlich 20°C sehr angenehmen Temperaturen. In den Sommermonaten klettert das Thermometer meist über die 30°-Marke und macht somit Besichtigungstouren mehr zur Last als zur Lust. Da die ägyptische Geschichte doch sehr umfangreich ist, beschränke ich mich hier auf die groben Fakten. Alles andere würde zu weit ausufern.
    
Nachdem es in den 1990er Jahren einige Anschläge seitens islamischer Fanatiker auf Touristen gab, bemüht sich Ägypten sehr darum, verlorenes Vertrauen wiederzugewinnen. Für ein subjektives Sicherheitsgefühl sorgen dabei die Touristen-Polizei (erkennbar an einer grünen Armbinde mit der Aufschrift „Tourist-Police“), die an allen wichtigen Touristenpunkten präsent ist und als Ansprechpartner der Touristen dient sowie Sicherheitsschleusen (ähnlich denen auf Flughäfen) an den Hoteleingängen. Weiterhin dürfen die Reisebusse nicht mehr einzeln durchs Land fahren sondern treffen sich am Rande der Stadt auf einem Sammelplatz und fahren dann mit Polizeieskorte weiter. So auch bei unserer Fahrt von Hurghada nach Kairo. Ich würde mal schätzen, dass es bestimmt 15 Reisebusse der unterschiedlichsten Größe waren, die sich früh am Morgen in Hurghada versammelten. Damit die doch recht lange Reise von Hurghada nach Kairo nicht zu eintönig wurde, hatten sich die Busfahrer ein lustiges Spiel ausgedacht. Und das funktionierte in etwa so: Bus D überholt Bus C. Bus E überholt Bus C und Bus D. Bus C überholt wieder Bus D während Bus B versucht Bus A zu überholen. Enge Straßen und mangelnde Sicht durch Kurven und Bergkuppen erhöhen den Spaß ungemein. Man braucht nur ein gesundes Vertrauen in Allah. Allerdings versuchten weder Bus A noch Bus D oder ein anderer, das an erster Stelle fahrende Polizeiauto zu überholen. Schade, das wäre bestimmt noch lustiger geworden.

Kairo ist eine wuchernde Metropole mit schätzungsweise 17 Millionen Einwohnern, die sich permanent vergrößert. Kairo ist laut und umhüllt vom Smog. Das wichtigste, was an einem Fahrzeug funktionieren muss, ist die Hupe. Man hupt, wenn man abbiegt, wenn man überholt, wenn man anhält, wenn man einen Bekannten sieht oder einfach nur um des Hupens Willen.

    

Das Hotel Pyramids in Kairo trägt seinen Namen zu Recht. Vom Hotelzimmer aus konnte man bereits die Umrisse der Pyramiden erkennen. Doch dazu später mehr. Zunächst wurde dem Ägyptischen Museum ein Besuch abgestattet. Um alles in Ruhe betrachten und erkunden zu können braucht man sicher mehr als einen Tag. Uns stand ein halber Tag zur Verfügung und so musste man sich auf das Wesentliche beschränken.
Wer meint, das Matroschka-Prinzip sei eine russische Erfindung, der irrt. Den verstorbenen Pharaonen mussten auf ihren Weg ins Totenreich jede Menge kluger Ratschläge, Gebete und ähnliches mitgegeben werden. Normalerweise pinselte man diese ganzen Weisheiten an die Wände der Gänge und Grabkammer. Doch was tun, wenn es sich um eine recht kleine Grabkammer handelt und der Platz an den Wänden nicht ausreichte? Man stellte in die Grabkammer eine große vergoldete Holzkiste, auf welcher man einfach weiterschrieb. In diese dann eine etwas kleinere Kiste, die ebenfalls beschrieben wurde. Dahinein dann einen vergoldeten Sarkophag, in diesen einen weiteren und in diesen dann endlich die Mumie. Natürlich nicht ohne die vergoldete Totenmaske – Tut-Anch-Amun. Der Grund für das zu kleine Grab war der, daß Tut-Anch-Amun bereits im Alter von 18 – 20 Jahren starb und er deshalb im Tal der Könige in einem Grab bestattet wurde, welches ursprünglich nicht für einen Pharao geplant war. Da der Eingang zu Tut-Anch-Amuns kleinem Grab später durch den Aushub des Grabes von Ramses VI verschüttet wurde, ist es eines der wenigen Gräber, welches nahezu vollständig erhalten wurde und nicht durch Grabräuber geplündert war (erst 1922 wurde das Grab durch Howard Carter entdeckt). Über den zeitigen Tod des jungen Pharao wird bis heute spekuliert. Es wird angenommen, dass er keines natürlichen Todes starb.
Die Bilderqualität ist nicht so dolle, da es gescannte Bilder von den alten analogen Fotos sind. Deshalb habe ich noch ein paar digitale Bilder der Tut-Anch-Amun-Ausstellung, welche 2015/2016 in Dresden war, ergänzt.






Nach dem Besuch im Museum schauten wir uns an, wie die alten Ägypter Papyrus herstellten und schipperten am Abend auf dem Nil noch eine Runde durch Kairo. Moderne und Tradition liegen hier sehr dicht beieinander. Die folgende Nacht war unruhig (selbst nachts haben die Ägypter ihre helle Freude am rumhupen). Dafür ging es dann am nächsten Morgen endlich zu den Pyramiden von Gizeh am Rande Kairos. Die größte der drei Pyramiden ist die Cheopspyramide. Sie war 146 Meter (heute ca. 137 Meter) hoch und hat eine Seitenlänge von 230 Metern. Gebaut wurde sie etwa um 2690 v.u.Z. In etwa 160 Meter Entfernung steht die Chephrenpyramide. Sie ist mit einer Höhe von 143,50 Metern und Seitenlänge von 215 Metern etwas kleiner, wirkt jedoch größer, da sie etwas höher gelegen ist. An ihrer Spitze ist noch ein Rest der Originalverkleidung erhalten.
Die mit 62 Meter (ursprünglich 66,50 m) Höhe und 108 Meter Seitenlänge kleinste der drei Pyramiden ist die Mykerinospyramide. Dem Inneren dieser Pyramide konnte ich einen Besuch abstatten. Hinterher zitterten mir die Knie. Nicht wegen des Fluchs des Pharaos, sondern weil man den ganzen Weg ins Innere im gebückten Entengang zurücklegen muss. Zu sehen gibt es im Inneren allerdings nicht sehr viel, da die Gräber komplett leer geräumt sind und anders als die Gräber im Tal der Könige keine Wandbemalungen enthalten.



Unterhalb der Pyramiden thront die Sphinx. Über die genaue Bedeutung dieser Figur gibt es bislang nur Spekulationen. Fest steht nur, daß irgendwelche Kulturbanausen (ich glaube, es waren die Mamelucken) die Sphinx als Zielscheibe für Schießübungen missbraucht hatten. Seitdem fehlt die Nase.
Weiter ging es dann zur Stufenpyramide von Pharao Djoser. Die ist die älteste Pyramide, die in Ägypten gebaut wurden. Quasi der Prototyp, was man auch an der fehlenden Perfektion erkennen kann. Blödsinnigerweise habe ich keine Fotos von dort (nur Videoaufnahmen), so dass ich aushilfsweise die Eintrittskarte verwenden muss.

Obwohl auf das Plündern der Pharaonengräber drastische Strafen standen, war die Versuchung zu groß und so waren die prächtig ausgestatteten Pyramidengräber auch bald leergeräumt. Um dem künftig vorzubeugen, musste man sich etwas Neues einfallen lassen. Also beschloss man kurzerhand keine Pyramiden mehr zu bauen, welche gewissermaßen eine weithin sichtbare Einladung für diese Schurken (oder armen Schlucker) waren. Man begann die Pharaonen am Westufer des Nils gegenüber von Luxor zu bestatten - im Tal der Könige. Ob die Ähnlichkeit des Felsens mit einer Pyramide oberhalb des Tales bei der Wahl des Standortes eine Rolle spielte ist gut möglich. Da die Atemluft und sonstige Ausdünstungen der Touristen den Gräbern sehr zu schaffen machen, sind immer nur abwechselnd wenige Gräber für Besichtigungen zugänglich. Als wir da waren, konnte man das Grab des Pharaos Merenptah besichtigen. Merenptah war der 4. Pharao der 19. Dynastie und regierte von 1213 bis 1203 v.u.Z.

Um die Zeichnungen im Grab zu schützen, durfte nicht mit Blitzlicht fotografiert werden. Und da ich noch keine Digicam hatte, sehen die Aufnahmen etwas seltsam aus.


Etwas außerhalb des Tales befindet sich der Terrassentempel der Hatschepsut. Da ihr Stiefsohn Thutmosis III nach dem Tode des Pharaos Thutmosis II noch zu jung für den Thron war, übernahm Hatschepsut zunächst die Regierungsgeschäfte und ließ sich 2 Jahre später zum Pharao krönen. Weil ein Pharao aber ein Pharao und keine Pharaonin ist (lag wahrscheinlich daran, dass es damals noch keine Frauenbeauftragte im öffentlichen Dienst gab), wurde Hatschepsut in der Folgezeit auch immer mit dem traditionellen Königsbart und als Mann dargestellt. Auch über den Tod der Hatschepsut wird spekuliert, dass nachgeholfen wurde. Schließlich wäre Thutmosis III der rechtmäßige Pharao gewesen. Nach ihrem Tod begann man Hatschepsuts Namen und Bilder zu zerstören und versuchte somit ihre Existenz zu verleugnen. Außerdem sollte ihr damit das zweite Leben im Jenseits verwehrt werden. Auch ihre Mumie wurde bis heute nicht gefunden. NACHTRAG: Im Juni 2007 gelang es ägyptischen Archäologen eine weibliche Mumie, welche im Grab einer Amme gefunden worden war, anhand eines 1,8 cm langen Backenzahnes als Hatschepsut zu identifizieren.
Vor den Toren dieses Tempels wurden im Dezember 1997 58 Touristen und zwei Ägypter von Islamisten umgebracht, bevor diese wiederum von aufgebrachten Einheimischen gelyncht wurden. Davon war bei unserem Besuch natürlich nichts mehr zu sehen. Stattdessen überall die obligatorische Touristen-Polizei, welche dafür sorgen soll, dass sich derartiges nicht mehr wiederholt.
Am anderen Ufer des Nils befindet sich Luxor mit dem mächtigen Luxor-Tempel. Verschiedene Pharaonen aus der Zeit des Neuen Reiches haben sich hier verewigt. Da auch die Geschichte dieses Tempels sehr komplex ist, empfehle ich bei Interesse sich auf den Seiten von Viki Pedia herumzutreiben. Außerdem hab ich jetzt keine Lust mehr zum schreiben. Das reicht für heute ;-)
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