![]() Text & Fotos: Enrico Stirl | ![]() |
Flug
von Berlin-Schönefeld mit der inzwischen nicht mehr existierenden
fly FTI. Kurzer Tankstopp auf den Kanaren, bei dem alle Passagiere im
Flugzeug blieben (und sich den Kerosinduft reinzogen). Einige
inzwischen schon hibbelig gewordene Nikotinsüchtige fragten dann
allen Ernstes eine Stewardess, ob sie nicht raus auf die Gangway zum
rauchen könnten. Der lakonische Kommentar der Stewardess: "Klar
doch, am besten direkt neben dem Einfüllstutzen!" :-)
Anschließend
ging der Flug weiter, immer an der afrikanischen Westküste entlang
bis nach Banjul, der Hauptstadt Gambias. Gambia selbst erstreckt sich
beidseitig auf einer Länge von ca. 500 km an den Ufern des Gambia
Rivers entlang. Vom Atlantik abgesehen ist Gambia komplett vom
Senegal eingeschlossen. Ist der Senegal französischsprachig, so wird
in Gambia englisch gesprochen (selbstverständlich neben den
verschiedenen afrikanischen Muttersprachen - in Gambia z.B. Mandingo,
Fulba und Wolof). Gambia ist der kleinste Staat Afrikas. Die Fläche
ist mit rund 11.300 Quadratkilometern (wovon ca. 950 qkm allein das
Flussgebiet entfallen) etwa halb so groß wie Hessen. Wie in vielen
anderen afrikanischen Staaten ist die Religion teils islamisch, teils
christlich geprägt. Glücklicherweise hat dies in Gambia bislang
nicht zu solchen blutigen Konflikten wie z.B. in Nigeria oder Sudan
geführt.


Schicke
Hotelanlagen für den weißen Massa, direkt am Meer. Die Mitbewohner
im Zimmer gab´s gratis. Für den Durchschnitts-Gambier ist jeder,
der eine weiße Hautfarbe hat unermesslich reich. Und gemessen an den
dortigen Lebensbedingungen (selbst Klopapier gilt für Einheimische
als Luxus) stimmt das irgendwie auch. Leider führt das bei einigen
Leuten dazu, dass sie auf Teufel komm raus versuchen den Weißen
irgendwie das Geld aus der Tasche zu ziehen. Hat man Anfangs noch
Verständnis dafür, so wird es jedoch innerhalb kürzester Zeit
nervtötend, wenn man aller drei Meter von wildfremden Menschen wie
ein guter alter Bekannter angequatscht wird - um einen irgendwelche
Dinge aufzuschwatzen, die man einfach nicht braucht oder direkt recht
aggressiv um Geld angebettelt wird. Ein freundliches "Nein"
wird sofort als "Ja" gedeutet. Alles was hilft ist ein
ruppiges "No! Leave me alone!" Wenn ich an Kuba denke, so
sind die Durchschnitts-Kubaner gemessen an unseren deutschen
Bedingungen materiell auch schlecht dran. Dennoch hab ich dort nie
diese Aufdringlichkeit erlebt, wie in Gambia. Wobei man allerdings
einräumen muss, dass Kuba gemessen an solchen Dingen wie
Bildungssystem, Gesundheitswesen, Lebenserwartung,
Kindersterblichkeit usw. Gambia wiederum um Welten überlegen ist.




Wer
sich schon immer gefragt hat, warum immer wieder überladene Fähren
kentern, findet in Gambia die Antwort. Das Schiff wird mit Lkws,
Pkws, Mensch und Tier derart vollgestopft, bis keine Maus mehr drauf
passt. Glücklicherweise sind wir beim übersetzen von Banjul auf die
nördliche Landeshälfte nicht untergegangen.


Der
große Termitenhügel unten links ist unschwer als solcher zu
erkennen. Um welchen gigantischen Baum es sich unten rechts handelt
kann ich leider nicht sagen. Möglicherweise um einen "Big
Fromager" - sicher bin ich da aber nicht.




Unterwegs
gabs noch die für Touristen obligatorische Kulturbeilage, wo die
Bongos malträtiert wurden und dazu bunt gekleidete Frauen wie von
der Tarantel gestochen hüpften (Fairerweise muss man zugeben, dass
da aber mehr Temperament drin steckt als bei deutscher Blasmusik).
Interessanter dagegen der Besuch einer ländlichen Schule.


Bananenplantage
(oben links) und der Rohstoff, aus welchem Palmenöl gewonnen wird
(oben rechts). Die Krokodile unten links sind heilig und fressen
heutzutage keine Menschen mehr, da sie regelmäßig gefüttert
werden. Trotzdem ist das Bild irgendwie verwackelt... Weniger Angst
musste man vorm "Personal" in der Lamin Lodge - einem
Pfahlbautenrestaurant am bzw. im Gambia River - haben. Nur aufpassen,
dass nichts vom Teller verschwindet.



Die Kanalisation in Banjul verläuft unmittelbar vor den Häusern und ist offen. Welche Düfte bei der afrikanischen Hitze dann durch die Straßen wabern braucht man hier sicher nicht explizit zu erklären. Vor allem aber sollte man vermeiden, im Dunkeln und besoffen allein die Haustür zu erreichen.