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Text & Fotos: Enrico Stirl

River of grass – Fluss aus Gras. Das ist wohl die beste Beschreibung für die Everglades.
Denn auch wenn es optisch nicht so aussieht, handelt es sich um einen bis zu 60 km breiten und rund 320 km langen Fluss, der mit einer unglaublich langsamen Geschwindigkeit von 1m pro Stunde fließt. Ein Großteil der Oberfläche ist von Gras bewachsen. 5.667 km² der Everglades wurden 1947 als Nationalpark geschützt. Das sind nur rund 20% der ursprünglichen Fläche aber dennoch ist der Everglades Nationalpark damit der drittgrößte Nationalpark nach Yellowstone und Death Valley.
Everglades National Park
Everglades National Park
In Florida gibt es sowohl Alligatoren als auch Krokodile. Während Alligatoren im Süßwasser leben, leben Krokodile im Salzwasser. Man muss aber nicht das Wasser kosten, um herauszufinden, ob man jetzt einen Alligator oder ein Krokodil vor sich hat. Man kann die beiden auch optisch ganz gut voneinander unterscheiden. Alligatoren haben ein eher rundliches, U-förmiges Maul. Das Maul eines Krokodils dagegen läuft eher spitz, also V-förmig zu. Letzteren begegnet man in Florida aber selten, um genau zu sein haben wir unterwegs nur Alligatoren und keine Krokodile getroffen.
fun fact: Das Getränk „Gatorade“ leitet seinen Namen tatsächlich von den Alligatoren ab. Genauer von dem Maskottchen des Football-Teams „Florida Gators“ der Universität von Florida, für die das isotonische Getränk 1965 entwickelt wurde.


Beim Besuch der Everglades ist eine Fahrt mit einem Airboat obligatorisch. Es gibt unzählige Anbieter und es scheint, dass die angebotenen Touren prinzipiell sehr ähnlich sind. Wir buchen eine Fahrt mit Coopertown Airboats. Coopertown ist tatsächlich eine Town – mit 8 Einwohnern und liegt direkt am Tamiami Trail auf dem U.S. Highway 41.
Man kann hier die „normale“ Tour machen, welche 40 Minuten dauert und sitzt mit über 20 anderen Passagieren auf einem Boot. Oder man reserviert sich vorab eine private Tour (da muss man auch nicht in der Warteschlange stehen), welche wahlweise 60, 90 oder 120 Minuten dauert. Wir haben eine solche 60-Minuten Tour gebucht (kostet ungefähr 3x so viel wie die einfache Tour) und damit das Boot für uns allein.


Die Privattour legt eine Strecke von rund 14 km zurück ( hier klicken für die gefahrene Strecke). Bei Punkt 5 legt man an einer kleinen Insel in den Everglades an und kann eine dem Verfall preisgegebene Jagdhütte besichtigen, welche bis 1994 genutzt wurde.
Und unterwegs gibt es natürlich auch hier und da Alligatoren zu sehen.


Everglades National Park
Florida Panther
Fährt man von Coopertown den Tamiami Trail rund 25 km weiter Richtung Westen, zweigt von dort eine Loop Road - eine 37 km lange, nur teilweise asphaltierte Straße - durch das Big Cypress National Preserve (ein National Preserve ist in den USA ein Naturschutzgebiet) ab. Dieses 2.900 m² und 1974 errichtete Naturschutzgebiet grenzt an den nordwestlichen Teil des Everglades Nationalparks.
Seinen Namen verdankt es den Echten Sumpfzypressen, die in diesem bewaldeten Feuchtgebiet im Wasser stehend wachsen. Außerdem ist hier der Florida Panther (Florida Puma) heimisch, welcher 1982 in Florida zum State Animal (also das Tier, welches den Staat repräsentiert) gewählt wurde. War sein Bestand in den 1970ern auf nur noch ca. 20 wildlebende Tiere gesunken und damit fast ausgerottet, hat sich der Bestand inzwischen wieder auf etwas mehr als 200 Tiere erhöht.
Und so haben wir den Puma auch nicht persönlich angetroffen, sondern nur die Warnschilder. Was man auf der Loop-Road dagegen ausreichend sieht, sind Alligatoren. Im Wasser, an Land, am Straßenrand. Man muss nur genau hinschauen, da sie mitunter mit der Umgebung optisch verschmelzen. Keine Ahnung, wie viele es letztlich sind, wir haben aufgehört zu zählen.
Ein Großteil der Loop Road ist eine staubige Buckelpiste (während der Regenzeit im Sommer dann wahrscheinlich eine schlammige Buckelpiste). Nur gut, dass wir einen Jeep haben. Lachen musste ich, als wir unterwegs ein Pärchen sehen, welches sich tapfer mit einem Ford Mustang über die Buckelpiste quält.





Everglades Gator Grill
Fährt man von Miami Richtung Süden gelangt man in einen anderen Teil des Everglades Nationalparks. Wobei sich die Landschaft im Grunde nicht von dem zuvor besuchten westlich von Miami gelegenen Teil unterscheidet. Gleich nach dem Parkeingang startet der Anhinga-Trail, benannt nach dem Anhinga Vogel (Amerikanischer Schlangenhalsvogel).
Der Anhinga-Trail ist ein 0,8 Meilen (1,3 km) langer Rundweg.


Irgendwann in den 1980ern tauchten die ersten - eigentlich aus Asien stammenden - Pythons in den Everglades auf. Vermutlich wurden die zuvor importierten Tiere von ihren Besitzern ausgewildert. Seither haben sie sich als invasive Art unkontrolliert vermehrt und bedrohen die einheimische Tierwelt. Florida versucht seitdem, das Problem durch das jagen der Pythons in den Griff zu bekommen - bislang vergeblich. Im Ernest-F-Coe Visitor Center im Nationalpark ist das Skelett eines im April 2013 gefangenem Pythons zu sehen. Mit 5,37 m war es der bis dahin längste in Florida gefasste Python.

Da wir es bis hierhin geschafft haben, ohne von Alligatoren verspeist zu werden, halten wir es für eine gute Idee, nun Selbige zu verspeisen.
Auf dem Rückweg vom Everglades Nationalpark halten wir unterwegs am "Everglades Gator Grill". Geschmacklich ist es sehr gut, das Fleisch ein wenig al-dente (um nicht ein klein wenig "zäh" zu sagen). Leider fällt mir kein passender Vergleich ein. Manche sagen, es würde wie Hühnchen schmecken, würde ich aber nicht sagen.


Auf diese Art gestärkt schauen wir uns im vierten - und letzten - Teil jetzt Miami genauer an und haben ein kleines Retro-Erlebnis.

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